Mehr als die Summe seiner Teile: Die Faszination der Cuvée Weine
Kronen Zeitung: Egon Mark • 6. November 2025
Mehr als die Summe seiner Teile: Die Faszination der Cuvée Weine
Wenn miteinander „vermählte“ Weine besser schmecken, als jede einzelne Sorte für sich, dann ist es eine geglückte Cuvée und der Kellermeister ist der Künstler!
Der Begriff „Cuvée“ klingt französisch und wird vom „Cuve“ abgeleitet, was nichts anderes, als ein großer Bottich oder einfach ein Weinbehälter ist. Und dieser diente schon immer zum mischen bzw. „verschneiden“ von unterschiedlichen Weinen. Bei manchen Weinen in fremden Ländern wird auch unvergorener Most vermischt. Und es gibt Weine, bei denen weiße und rote Trauben in einer Cuvée „vermählt“ werden, wie zum Beispiel bei dem berühmten „Châteauneuf-du-Pape“ von der Rhône.
Nicht überall in der Weinwelt wird eine Cuvée von Weinen, im Vergleich zum sortenreinen Wein, positiv gesehen. Zumindest im deutschsprachigen Raum war es einmal so. Inzwischen ist es mehr und mehr bekannt, dass viele der ganz großen Weine der Welt aus verschiedenen Rebsorten entstehen. Einige Beispiele, die jeder zumindest nach dem Namen kennt, sind Chianti‘s aus der Toskana und praktisch alle weißen und roten Bordeaux-Weine.
Bei guten Weinen ist es nicht einfach eine „Resteverwertung“, sondern es werden die verschiedenen positiven Eigenschaften unterschiedlicher Rebsorten miteinander vermischt. Es sind in erster Linie geschmackliche Gründe, denn schließlich haben die einzelnen Sorten oft große Unterschiede bei Aromen, Säuren, Farbe und mehr.
Die Hauptsorte hat meist einen Anteil von mindestens fünfzig Prozent und bestimmt damit den Charakter des Weines. Dazu einige ganz einfache Beispiele aus Österreich: Zweigelt, Blauburger und Merlot sind mild in der Säure und auch im Tannin (Gerbstoffe). Blaufränkisch hingegen hat von Natur aus deutlich mehr Säure und Cabernet Sauvignon hat kräftige Tannine. So können die Weine durch unterschiedliche Kombinationen nicht nur verbessert, sondern auch länger lagerfähig oder auch schon jung trinkbar sein.
In den verschiedenen Weinländern gibt es für einen Verschnitt sehr unterschiedliche Vorschriften. Je nach Gebiet sind für Qualitätsweine verschiedene Kombinationen möglich. Wieder einige Beispiele: Ein Pinot Noir könnte niemals in einem Bordeaux-Wein enthalten sein. Und in Österreich ist zum Beispiel der Blaue Wildbacher nur in der Steiermark zugelassen.




