Der Gemischte Satz: Die historische Kunst der Weinvielfalt im Weingarten
Kronen Zeitung: Egon Mark • 2. Oktober 2025
Der Gemischte Satz: Die historische Kunst der Weinvielfalt im Weingarten
Im Gegensatz zur Cuvée, wo fertige Weine miteinander verschnitten werden, sind beim „Gemischten Satz“ verschiedene Sorten im Weingarten gemischt ausgepflanzt und werden gemeinsam geerntet.
Noch vor wenigen Jahrhunderten war es in Europa eine weit verbreitete und fast übliche Art einen Weingarten zu bepflanzen. Einer der wichtigsten Gründe dafür war das Risiko, eventuelle Ausfälle zu verringern. Also praktisch eine Art von Versicherung für den Weinbauern. Durch die Auswahl der Rebsorten – säurearme und säurereiche, geschmacksneutrale und aromatische – konnten gewisse Qualitäten gesichert werden. Zudem ist zu bedenken, dass Ernteausfälle durch das Verrieseln während der Blütezeit, bei verschiedenen Sorten sehr unterschiedlich sind. Diese unterschiedlichen Trauben wurden gemeinsam gelesen, verarbeitet und ausgebaut.
In verschiedenen Weinbaugebieten Österreichs ist der gemischte Satz, in der klassischen Form, noch heute weit verbreitet. Am häufigsten gibt es solche Weingärten im Weinbaugebiet Wien. Aber auch in Carnuntum und am Wagram wird noch gemischt angebaut. Klassisch ist oder war der „Steirische- oder Altsteirische Mischsatz“. Insgesamt ergibt es in Österreich rund 1.400 Hektar Rebfläche mit solcher Bepflanzung. Und für diese Art galt einmal das Sprichwort: „Eine Rebsorte ist eine Geige, der gemischte Satz aber ist ein Orchester“.
Während diese Weine aus der Steiermark, aus Carnuntum und dem Wagram im Weinrecht keine besondere Bedeutung haben, gibt es seit dem Jahrgang 2013 den herkunftskontrollierten Wein „Wiener Gemischter Satz DAC“. Dafür gelten einige Regeln: Der Wein besteht aus mindestens drei weißen Rebsorten aus einem Wiener Weingarten, der mit mindestens drei verschiedenen Sorten bepflanzt ist. Der größte Anteil einer Rebsorte darf nicht höher als 50 Prozent sein, der drittgrößte Anteil muss zumindest 10 Prozent umfassen. Der Wein wird dann noch in kleine Unterschiede bei den Qualitätsstufen unterteilt. In Wien ist es der typische Wein, der bei einem Heurigen ausgeschenkt wird. Die Bezeichnung „Gemischter Satz“ ist innerhalb der EU als traditioneller Begriff ursprungsgeschützt und ausschließlich für Österreich zugelassen.
Mit einer anderen, aber ähnlichen Bezeichnung, gibt es im deutschen Anbaugebiet Franken einen „Altfränkisch Gemischten Satz Anno Domini“ aus einem historische Weinberg, der 90 Hektar Rebfläche umfasst und der Wein wird aus weißen und blauen Trauben gewonnen.




